An einem stürmischen Tag fuhr ich auf dem Rad nach Hause und musste gegen den Wind ankämpfen. Dann ein
plötzlicher Schlag und ich stürzte in hohem Bogen auf die Mitte der Straße direkt vor einen Bus, der gerade noch
bremsen konnte. An den Sturz selbst kann ich mich nicht erinnern. Die genaue Unfallursache ist bis heute nicht
vollständig geklärt. Höchstwahrscheinlich hatte ein verwehter Stock in den Speichen für meine Vollbremsung
gesorgt.
Irgendwann nahm ich Stimmen wahr. Ich hörte, wie ein Sanitäter schimpfte, er sei es leid, die Leute ohne Helm von
der Straße zu kratzen. Dann war wieder alles dunkel. Im Krankenhaus aufgewacht, erfuhr ich meine Diagnose: Ich
hatte eine sehr schwere Gehirnerschütterung, Gesichts- und Rückenverletzungen – und wahnsinniges Glück.
Während meines zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt blieb viel Zeit zum Nachdenken: Hätte ich einen Helm aufgehabt,
dann hätte ich bestimmt keine Gehirnerschütterung erlitten. Diese Gedanken schwirrten mir lange durch
den Kopf. Nach dem Unfall, als es nicht mehr zu ändern war. Doch für die Zukunft war mir klar: Ich fahre nur noch
mit Helm. Auch wenn ich anfangs dafür belächelt wurde.
Ein halbes Jahr nach dem Unfall konnte ich mich immer noch nicht bücken, um mir selbst die Schuhe zuzubinden –
viele physiotherapeutische Sitzungen sind nötig und ich konnte nichts schmecken und riechen. Erst nach und nach
kamen die Sinne zurück. Auch 10 Jahre später konnte ich nicht alle Dinge einwandfrei schmecken, so schmeckte
Cola lange Zeit extrem bitter für mich.
Mehr als 20 Jahre sind seit dem Unfall vergangen, vieles ist vergessen, aber eines hat sich durch den Unfall nachhaltig
eingeprägt: Der Kopf ist mein wichtigstes Gut! Und deshalb gilt für mich auch so viele Jahre nach dem Unfall
noch immer: Fahrradfahren nur mit Helm! Mittlerweile ist das so selbstverständlich wie das Anschnallen im Auto
für mich!