„Schade, dass immer erst was passieren muss – und nicht jeder bekommt eine zweite Chance!"
Auf dem Rennrad habe ich schon immer Helm getragen. Zum Glück, denn sonst wäre mein Unfall sicher anders ausgegangen.
Es war regnerisch und noch dunkel, als ich mich nach zwei Monaten Elternzeit zum ersten Mal wieder auf den 19 km langen Arbeitsweg machte. Ich fuhr neben einer zweispurig stark befahrenen Straße auf dem gemeinsamen Fußgänger- und Radweg.
Das entsprechende Verkehrsschild mitten auf dem Radweg habe ich wohl bei den schlechten Sichtverhältnissen nicht als Hindernis wahrgenommen, auf jeden Fall bin ich irgendwie mit dem Lenker hängen geblieben – und dann wurde auf einmal alles schwarz um mich herum.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich allein an der Bordsteinkante, während die Autos vorbei fuhren.
Die Schürfwunden waren unvermeidlich, aber nun gut – das Rad war noch fahrtüchtig, ich wusste noch meinen Namen und mein Geburtsdatum und so bin ich nach kurzer Irritation, welches die richtige Richtung wäre, die restlichen 6km Wegstrecke zur Arbeit gefahren.
Dass meine Hand schmerzte und mein Helm gebrochen war, merkte ich erst im Büro, wo mich dann die Kollegen auch gleich zur Untersuchung schickten. Glücklicherweise kam ich mit einem unauffälligen Schädel-CT, einem gebrochenen Mittelhandknochen und einer Gipshand davon.
Aber es hätte auch anders ausgehen können. Ich hatte großes Glück, und das In mehrfacher Hinsicht.
Mein Bordcomputer verriet mir im Nachhinein, dass es zwanzig Minuten waren, in denen ich zeitweise bewusstlos dalag.
Zwanzig Minuten, in denen der Berufsverkehr an einem bewusstlosen Radfahrer mit leuchtendem Rucksack und dem beleuchteten Fahrrad vorbeigerauscht waren….
Ich trag seit dem Unfall jedenfalls immer Helm, egal auf welchem Weg, egal auf welchem Rad.
Schade, dass immer erst etwas passieren muss – und nicht jeder bekommt eine zweite Chance.
Mit oder ohne Eigenverschulden, es kann jedem passieren – jederzeit.
Also, Helm tragen, sobald man aufs Fahrrad steigt!
Das zumindest liegt in der eigenen Hand. Der Unfall selbst eben nicht immer.
Und ob Menschen zur Stelle sind, die helfen, leider auch nicht.
Markus Schridde, Triathlet aus Leipzig